John Cullen Murphy
wurde am 3. Mai 1919 im New Yorker Knickerbocker Hospital geboren.
Seine Jugend verbrachte er in Chicago, wo er bereits als Neunjähriger an Samstagskursen des
Chicago Art Institute teilnahm, und in New Rochelle, New York. Mit elf besuchte Murphy die Grand
Central School of Arts.
Als Schuljunge verdiente er sich sein Geld nicht durch Zeitungaustragen, sondern indem er im Madison Square Garden Boxer zeichnete und karikierte. Boxmanager Jimmy Johnston kaufte die Zeichnungen und ließ sie von seinem PR-Büro an die Sportredakteure der Zeitungen verschicken.
In New Rochelle, das nördlich der New Yorker Stadtteile Manhattan und Bronx liegt, lebte in Murphys Nachbarschaft aber auch der bekannte amerikanische Zeitschriftenillustrater Norman Rockwell, der für seine Illustrationen stets auf der Suche nach typisch amerikanischen Gesichtern war. 1934 entdeckte Rockwell den Rotschopf John Cullen Murphy beim Baseballspiel. Johns Kopf wurde das Modell für ein Titelbild der Illustrierten "Saturday Evening Post". Es blieb nicht bei einem Besuch in Rockwells Studio, denn jener erkannte Johns zeichnerisches Talent und förderte es. Und Murphy war fasziniert von der Arbeitsweise Rockwells. So wurde er mit fünfzehn Schüler des berühmten amerikanischen Malers und Zeichners Norman Rockwell.
Rockwell vermittelte Murphy 1936 nach Abschluß der High School ein
Zwei-Jahres-Stipendium am Phoenix Art Institute New York City, und ein Jahr später studierte
er außerdem auf Anraten Rockwells in der Arts Students League bei George Bridgeman, einem
Anatomiker, dem Lehrer Rockwells.
Mit siebzehn und noch während seiner High School Ausbildung verkaufte er seine ersten
Illustrationen an einen großen Box Promoter im Madison Square Garden. Er erhielt $15 für
jede seiner Zeichnungen, die dann vor allem in Sport-Magazinen benutzt wurden.
Noch vor seinem zwanzigsten Lebensjahr verkaufte Murphy seine erste Zeichnung für ein
Titelblatt. Der Lohn: $75. 1940 brachte das populäre Liberty-Magazin einen
Murphy aufs Titelblatt.
Seine weitere Ausbildung wurde jedoch vom zweiten Weltkrieg für fünfeinhalb Jahre
unterbrochen. 1941 trat Murphy dem siebten Infanterie Regiment bei. Er kam nach Camp
Stewart, Georgia. Dort wurde die Infanterie zur Luftabwehrtruppe umgeschult. In zweieinhalb Jahren
wurde aus dem Rekruten ein Major.
In dieser Zeit entstanden Bleistiftportraits seiner Kameraden für $1. Ein Portrait von General
Douglas MacArthurs Frau entstand am gleichen Tag, an dem der General Amerika verließ, um die
Philippinen zu erorbern. So bot sich auch beim Militär Gelegenheit, sein Talent
fortzubilden.
Gegen Ende seiner Militärzeit war er sechs Monate in Japan, wo er viele Zeichnungen vom
japanischen Alltag fertigte, die in Amerika von der "Chicago Tribune" veröffentlicht
wurden.
Als er 1946 aus dem Militär ausschied, verschrieb er sich wieder mit Erfolg der
Sportillustration. Er arbeitete für die Illustrierten "Collier's", "Sport", "Reader's Digest",
"Look", "Holiday" und "Esquire".
Ausserdem arbeitete Murphy als Filmplakatmaler für MGM. 1949 fragte der
Comic-Strip-Szenarist Elliott Caplin bei Murphy an, ob dieser seinen neuen Boxerstrip "Big Ben
Bolt" zeichnen wolle. Die erste Folge erschien am 20. Februar 1950. Dies war der der
erste von Murphy gezeichnete Comic. Für deutsche Veröffentlichungen bekam die Serie den
Titel "Bob Holm". Wie "Prinz Eisenherz" ist auch "Bob Holm" vielen Zeichnern Vorbild und Anregung
gewesen. Er wurde bis 1974 von King Features vertrieben.
In den fünfziger Jahren arbeitete Murphy neben "Big Ben Bolt" weiterhin als Cover-Illustrator. So zeichnete er auch für den "Reader's Digest" und "Mad".
1964 zog er mit seiner neunköpfigen Familie für zwei Jahre nach Irland, dem Land
seiner Vorfahren. Nach seiner Rückkehr in die USA wurde die Auftragslage binnen weniger Jahre
so schlecht, dass Murphy sich dringend um eine neue Einnahmequelle kümmern musste. Er fragte
den in seiner Nachbarschaft lebenden, fast achtzigjährigen
Hal
Foster um Rat.
Foster hatte zeitlebens allein an seiner Serie »Prinz Eisenherz« gearbeitet und
konnte sich nur schwer an den Gedanken gewöhnen, sich einen Assistenten zu nehmen. Seine
angegriffene Gesundheit ließ ihm aber keine andere Wahl. So arbeitete Murphy in ständig
zunehmendem Umfang seit 1970 an "Prinz Eisenherz" mit. Seine erste Seite trägt die
Nummer 1760. "Bob Holm" wurde anderen Zeichnern übergeben.
Zwar wurde Murphy schon 1971 von Foster zu seinem Nachfolger bestimmt, weil er von den in Frage kommenden Zeichnern am besten in der historischen Epoche bewandert ist. Aber es dauerte aber noch annähernd zehn Jahre, bis 1979, bis er wirklich allein für die Zeichnungen verantwortlich war.
Murphy war Präsident der National Cartoonists Society. Er gewann zwischen 1971 und 1987 insgesamt sechsmal deren Preis für den besten Story-Strip. 1983 wurde ihm die Elzie C. Segar Trophy verliehen, in Anerkennung seiner Leistungen für die Kunst des Cartooning. Ferner erhielt er den Silver T-Square für seine besonderen Verdienste für die Gesellschaft.
Er lebt und arbeitet in Cos Cob/Connecticut, später in Greenwich/Connecticut, zusammen mit seiner Frau Joan Byrne Murphy. Beide haben acht Kinder (drei Söhne, fünf Töchter), achtzehn Enkel und ein Urenkel (Stand 2004). Er zeichnet weiterhin Portraits. Von seinen vielen Reisen durch Frankreich, Spanien, England, Schottland, Irland, Portugal und Italien bringt er Skizzen mit, die dann häufig als Hintergrund eines Prinz Eisenherz-Bildes benutzt werden.
Seit 1979 wird es auch bei der Herstellung des Comics immer familärer. Murphys Sohn
Cullen, Mitherausgeber der Altlantic
Monthly, schreibt die Stories. Und Murphys Tochter Mairead "Meg" Nash coloriert und schreibt
die Texte, so daß der Charme des Comics ohne Sprechblasen aber mit handgeschriebenen Texten
unter den Bildern erhalten bleibt.
Im März 2004 übernahm Gary
Gianni die künstlerische Verantwortung für Prinz Eisenherz. J.C. Murphys letzte Folge
trug am 14. März 2004 die Nummer 3501. Sohn Cullen Murphy zeichnet weiterhin für
die Story verantwortlich.
Am 2. Juli 2004 starb der langjährige Wegbegleiter Hal Foster's in seinem Haus in Greenwich, 85 Jahre alt.
zuletzt geändert am 19.04.2005 © 2003-2005 Andreas Schmidt |
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